Es gibt viele Meditations-Gruppen und Meditations-Lehrer. Du kannst Meditations-Kurse oder auch Meditations-Retreats buchen. Wohl die meisten Veranstaltungen sind auf die Vorstellungen und Bedürfnisse der Teilnehmer abgestimmt. Sogar Musik oder Klang haben in solchen „Meditationen“ Platz. – Was aber ist Meditation wirklich?
Das Gebet braucht Worte. Es hat entweder vorgegebene Worte, wie das Vaterunser, oder es ist ein freies Gebet.
Das einzige Gebet, dass uns im Christentum direkt gegeben wurde, ist das Vaterunser. Besonders schön finde ich das Gebet in der aramäischen Originalsprache (Jesus sprach u. a. Aramäisch).
Das Gebet von Bruder Klaus ist für mich das stärkste und komprimierteste Gebet. In drei Zeilen wird alles gesagt.
Der Rosenkranz ist eine von der Kirche vorgegebene Gebetsart und kann helfen, die Gedanken zu fokussieren.
Im freien Gebet brauchen wir unsere eigenen Worte, um beispielsweise Gott zu loben. Das Bittgebet ist weit verbreitet, ebenso das Gebet um Verzeihung.
Das stille Gebet, welches ohne Worte auskommt, ist eigentlich eine Kontemplation oder eine Meditation.
Kontemplieren tut man über etwas. Im Zentrum steht ein Gegenstand, ein Ereignis oder ein Text.
Typisch für Mönche und Nonnen ist die stundenlange Kontemplation über den Tabernakel (das Allerheiligste in der Kirche). Verbreitet ist auch die Kontemplation über das Leiden Christi.
Die Kontemplation ist eine Auseinandersetzung mit etwas. Sie ist ein entspanntes Über-etwas-Nachdenken.
Ein kontemplatives Leben führen heisst, sich vollkommen auf Gott auszurichten und nach aussen praktisch keine Arbeiten mehr zu verrichten. Ein kontemplatives Leben führte z. B. der Heilige Niklaus von Flüh.
Die Kontemplation führt in der christlichen Mystik durch die Reinigung hindurch zur Vereinigung mit Gott, so wie es uns – nebst vielen anderen – Bruder Klaus oder Meister Eckhardt vorgelebt
haben.
In der Meditation sitzt man still (typischerweise mit verschränkten Beinen, im Lotossitz) und man ist aufmerksam.
Das ist alles.
In der Meditation denkt man nicht. Denn ein Nachdenken ist ein Sichbeschäftigen mit Vergänglichem oder Veränderlichem. Das Absolute, die Wahrheit oder Gott ist weder mit den fünf Sinnesorganen noch mit dem Geist, dem Denken (engl. the mind) fassbar.
In dem Moment, wo Du denkst, ist auch ein Denker da. Als Denker bist Du getrennt von Gott. Wenn Du über Gott nachdenkst, dann ist auf der einen Seite Gott und Du bist auf der anderen Seite als
Betrachter. Das widerspricht dem Eins werden.
Das Ziel der Meditation ist, nebst der Reinigung (Karma verbrennen), die Erleuchtung, das heisst die absolute Erkenntnis. Oder noch klarer
formuliert: es gibt keinen Unterschied mehr zwischen dem Betrachter und dem zu Betrachtenden.
Das ist der Moment, wo sich der Wassertropfen mit dem Ozean vereint.